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Doppel-Weltmeister in Schottland
Sprint - 2. August - Forres
Die Sprint-Qualifikation schaffte ich, abgesehen von einer Unachtsamkeit, ohne grössere Probleme. Für den Final fühlte ich mich bestens vorbereitet, nicht zuletzt weil ich kurz vor der WM während zwei Tagen alle Gassen, Plätze und Hausdurchgänge in Forres besichtigt hatte. Ungewissheit herrschte einzig bezüglich der Frage, ob und wie viele künstliche Zäune für das Rennen aufgestellt werden würden. Dies beschäftigte mich auch während dem Lauf und ich war stets auf eine Überraschung vorbereitet. Doch diese kam nicht und so wurde es zu einem wenig selektiven und sehr engen Rennen. Mein Fehler zum 6. Posten sowie die schlechte Routenwahl zum 8. Posten waren in einem solchen Rennen definitiv zu viel und ich klassierte mich auf dem mässigen 6. Rang. Damit war ich überhaupt nicht zufrieden, doch zum Glück nutze Martin die Chance und sorgte mit seinem 2. Platz dafür, dass die Hubmann-Fans trotzdem etwas zu feiern hatten!
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Mitteldistanz - 4. August - Darnaway
Nach einem Ruhetag war ich bereit für das nächste Rennen. Der Druck und die Nervosität vor der Mitteldistanz stiegen zusätzlich, da ich die erste Medaillenchance nicht genutzt hatte. Solche Situationen haben schon mehrmals dazu geführt, dass ich noch fokussierter und zielstrebiger ans Werk ging. Mir gelang ein äusserst konstantes und sauberes Rennen. Bei 26 Abschnittszeiten war ich zweimal der Schnellste und nur dreimal verlor ich mehr als zehn Sekunden (11", 15" und 17"). Als ich im Ziel den bis dahin führenden Basset um drei Sekunden geschlagen hatte, hielt sich meine Euphorie in Grenzen, denn nach mir waren noch neun der zehn besten OL-Läufer der Weltrangliste gestartet. Nach und nach kamen diese aber mit langsameren Zeiten ins Ziel. Schlussendlich war niemand mehr schneller und ich konnte mich als erster Schweizer zum Mitteldistanz-Weltmeister krönen lassen! Es war eine riesige Genugtuung, nach vier Jahren Unterbruch wieder Gold zu gewinnen!
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Staffel - 5. August - Darnaway
Bereits am nächsten Tag standen wir als Staffelteam wieder mit hohen Ambitionen am Start. Im letzten Jahr erreichten wir mit derselben Aufstellung und Taktik den 2. Rang, deshalb wollten wir vieles gleich machen wie in Italien und nur noch das eine oder andere Detail verbessern. Fabian Hertner setzte seine Gegner auf der Startstrecke mächtig unter Druck und konnte zahlreichen Favoritenteams bereits Zeit abnehmen. So konnte ich praktisch wie zu einem Einzellauf ohne hektischen Gegnerkontakt starten und mich voll und ganz aufs Kartenlesen konzentrieren. Das klappte wie gewünscht und ich kam, ohne mir eines Zeitverlustes bewusst zu sein, zurück zur Übergabe und konnte Matthias Kyburz mit 94 Sekunden Vorsprung auf die letzte Strecke schicken. Er löste seine Aufgabe souverän und lief nie Gefahr, den Vorsprung noch zu verspielen, und so konnten wir den Zieleinlauf zu Dritt richtig auskosten und den Moment geniessen. Den Moment, für den wir schon so viele Anläufe gestartet hatten, aber nie reüssieren konnten. Jetzt hat es geklappt - endlich sind wir Staffel-Weltmeister! An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an unseren Herrentrainer François Gonon, der uns ideal auf den Wettkampf eingestimmt hatte. Dieser Erfolg ist aber sicher auch auf die jahrelange gute Arbeit im Nationalkader zurückzuführen. Im Herrenkader haben wir seit Jahren ein sehr hohes Niveau und wir pushen uns gegenseitig. Verschiedene Staffelläufer kamen in den letzten Jahren zum Einsatz und weitere Athleten wären für diese Aufgabe ebenfalls bereit gewesen. Um solche Erfolge feiern zu können, braucht es auch jene, die von hinten drücken und ich bin sicher, diese werden wir auch in Zukunft haben!
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Langdistanz - 7. August - Glen Affric
Den krönenden Abschluss dieser WM bildete die Langdistanz im Glen Affric, dem wohl schönsten und wildesten OL-Gelände Schottlands. Nicht zuletzt weil hier bereits im 1999 die Langdistanzweltmeister gekrönt wurden, versprach dieses Rennen legendär zu werden. Ein Grossteil des Laufgebietes war bisher nicht kartiert worden und wir wurden mit Minibussen zu einem nicht bekannten Startpunkt gefahren. Die letzten zwei Kilometer mussten wir allerdings zu Fuss gehen, weil ein vom Weg abgekommener Bus den Durchgang versperrte. Ich freute mich sehr auf diese Herausforderung im Glen Affric und war bereit, nochmals alles aus mir rauszuholen. Leider hatte ich bereits zum zweiten Posten eine kleine Unsicherheit, die mich rund 30 Sekunden kostete. Danach kämpfte ich mich durch den tiefen Boden und in der Rangliste Rang um Rang nach vorne. Dank Bestzeit auf der längsten Teilstrecke übernahm ich beim 13. Posten die Führung, verlor diese aber wieder wegen ein paar Unsauberkeiten auf den gegabelten Posten 13 bis 20. Die Chance auf Gold war damit noch nicht verspielt, denn beim 25. Posten (von Total 32) lag ich mit 12 Sekunden vor dem ärgsten Konkurrenten Gueorgiou. Diese Ausgangslage konnte ich aber nicht nutzen, denn zu den Posten 26 und 27 lief ich zu ungenau. Am Schluss fehlten 25 Sekunden, um diese legendäre Langdistanz zu gewinnen - das tat weh. Aber gleichzeitig konnte ich mich über Silber freuen und dank den bereits gewonnenen Goldmedaillen konnte ich auch den knappen Rückstand schnell verkraften.
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Dank zwei Goldmedaillen wird diese WM in Schottland für mich ein unvergessliches Ereignis bleiben. Mit meinen gezeigten Leistungen bin ich sehr zufrieden, denn neben den zwei Goldmedaillen war ich auch im Sprint (+9 Sekunden) wie auch in der Langdistanz (+25 Sekunden) im Titelrennen dabei. Das zeigt mir, dass ich in der Vorbereitung vieles richtig gemacht habe. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, dich mich dabei unterstützt haben - allen voran meiner Frau Annette, meinem Trainer Kilian Imhof, dem ganzen Nationalkader mit allen Betreuern sowie meinen Sponsoren. Meine WM-Statistik konnte ich einmal mehr aufpolieren, weil ich seit Jahren auf ein gut funktionierendes Umfeld zählen kann. Dazu gehört auch der Fanclub Hubmann, der in Schottland wieder für Stimmung gesorgt und Martin und mich jeweils ins Ziel "getragen" hat - vielen Dank!