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Gesamtweltcupzweiter und ein Ast im Bein
Als OL-äufer ist man sich bewusst, dass einige Gefahren lauern, wenn man mit vollem Tempo durchs Unterholz läuft. Umso erstaunlicher ist es eigentlich, dass selten etwas passiert. Leider erwischte es mich am Samstag nach rund 37 Rennminuten, als ich einen Hang hinunter lief. Ohne genau zu sehen was sich alles unter den Buchenstauden befand, merkte ich plötzlich, dass mein Oberschenkel irgendwo angehängt hatte. Auf dem Waldweg kurz danach stoppte ich, um einen Blick auf die Wunde zu werfen. Da es nicht stark blutete versuchte ich weiter zu rennen, doch einige Sekunden später musste ich mir eingestehen, dass die Schmerzen zu gross waren. Nach einer kurzen Verschnaufpause humpelte ich dann zum nahegelegenen Dorf, in der Hoffnung aufgrund des GPS-Trackings geortet und abgeholt zuwerden. Dort wartete ich dann einige Minuten, bis ein Anwohner aus seinem Haus lief und fragte, wie es mir gehe. Er hatte im Live-GPS gesehen, dass ich neben seinem Haus im Rasen lag... Danach wurde ich ins Spital gefahren, wo die Wunde versorgte und zugenäht wurde. So wie es aussieht ist es nichts Schlimmes und im Moment fühlt es sich so an, als könnte ich in einigen Tagen wieder ins Training einsteigen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die mich nach dem Umfall so gut versorgen haben! Karte mit meiner Route
Geschmerzt hat vor allem auch der Verzicht auf das Sprintfinale in Aarau, doch solche Situationen gehören nun mal zum Spitzensport dazu. Ich möchte diese Verletzung auch nicht einfach dem Pech zuschieben, denn vielmehr glaube ich, dass man meist selber dafür verantwortlich ist, was einem geschieht. Ich habe kurz vor dem Zusammenstoss mit dem Ast einen Posten rund 90 Sekunden gesucht, wonach ich wohl übereifrig reagiert habe und zu unvorsichtig den Hang hinunter gelaufen bin. Zudem war ich drei Wochen auf USA-Reise und habe keine OL-Trainings gemacht, weshalb ich am letzten Samstag vielleicht doch nicht zu 100 Prozent bereit war. Dafür habe ich versucht, in der Woche vor dem Weltcupfinale noch möglichst viele OL-Möglichkeiten zu nutzen, um die Abläufe wieder aufzufrischen, was jedoch ermüdend war und rückblickend auch hinterfragt werden muss.
Doch zum Glück gibt es vom Weltcupwochenende in Aarau auch Erfreuliches zu berichten, wie etwa vom Sieg mit der Sprintstaffel. Einen Schreckmoment gab es jedoch auch da, nämlich als ich kurz vor meinem Start vergessen hatte, die Karte zu nehmen. So musste Matthias Kyburz bei der Übergabe circa fünf Sekunden warten, bis ich bereit war. Da kam meine mangelnde Sprintstaffel-Erfahrung etwas zum Vorschein. Diese konnte ich nun aufbessern und mit meinem ersten Sprintstaffel-Weltcupsieg war dies ein cooles Erlebnis!
GPS / Rangliste
Am Sonntag mischte ich mich unter die Zuschauer und versuchte so, die tolle Atmosphäre zu geniessen. Auf das Podest durfte ich dann auch noch steigen, denn im Gesamtweltcup blieb ich unverändert an zweiter Stelle. Mit den Rängen 19, 2, 5, 1, 0, 3, 3, 3 und 0 war ich zwar nicht so konstant wie auch schon, doch es reichte in meiner 13. Elitesaison für den 11. Podestplatz im Gesamtweltcup. Nach EM-Gold und 4 WM-Medaillen war dies trotz Verletzung ein schöner Saisonabschluss. Je nach Heilungsverlauf meines Oberschenkels starte ich diesen Herbst vielleicht noch an ausgewählten Läufen in der Schweiz, ein Einsatz im Ausland ist hingegen nicht mehr geplant.