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EM-Silber in Ungarn
Vor gut einer Woche zeigte ich mich in Ungarn in alter Stärke und lief über die Langdistanz zu EM-Silber. Dazu gab es mit der Staffel die Bronzemedaille. Es war eine grosse Genugtuung zu sehen, zu was ich noch fähig bin. Dazu freut es mich sehr, dass der ganze Trainingseffort der letzten Monate mit zwei Medaillen belohnt wurde.
Die Vorbereitungsphase auf den Saisonhöhepunkt im Wald-OL war relativ kurz, da dieser zeitlich nahe auf die Sprint-WM folgte. Das gehörte zu den Bedingungen, mit denen man klarkommen musste, genauso wie mit den heissen Temperaturen in Ungarn. Um meinen Wald-OL-Instinkt in Schwung zu bringen, startete ich im Juli am OO-Cup in Frankreich und am Croatia Open. Speziell in Kroatien konnte ich während 10 Tagen auch das Laufen bei extremer Hitze trainieren. Sechs Tage vor dem ersten Wettkampf reiste ich zusammen mit einem Grossteil des Schweizer Teams nach Ungarn, um mich neben den rund 33 Grad auch ans Gelände zu gewöhnen. Obwohl ich bei den Trainings noch etwas Mühe bekundete, schaffte ich es, für die Wettkämpfe die richtige Einstellung zu finden. Dazu gehörte auch die Bekleidung. Wegen der Hitze empfand ich es als angenehmer mit dem Sprint-Tenü zu laufen. Zudem war es ein Zeichen an meinen Körper, dass jetzt der Kampfmodus gefragt ist. Ich war sehr motiviert und freute mich auf die wartenden Herausforderungen.
Eine geglückte Mitteldistanz-Qualifikation gab mir weiteren Schwung, obwohl im Final ein ruppigerer und steilerer Lauf erwartet wurde. Im Final war dann meine Startphase ungenügend, denn nach 11 Laufminuten war ich bereits zwei Minuten zurück. Primär wegen einem Fehler zum 3. Posten von rund einer Minute. Danach hatte ich über 13 Posten einen sehr guten Flow, welcher zum 19. Posten jäh gebremst wurde. Für einen kurzen Moment dachte ich nämlich bei Posten 18, dass ich bereits bei 19 wäre und startete in Richtung 20. Irgendwann merkte ich dann, dass der Abhang auf der linken Seite nicht kommt beziehungsweise nicht da war. Ein Blick auf die Karte und ich merkte, dass ich zuerst noch Posten 19 anlaufen muss. Was für ein Albtraummoment. Im Ziel war ich dann überrascht, dass es trotzdem für Rang 9 reichte. Doch als ich die Zwischenzeiten studierte und merkte, dass ich sogar eine Medaille hätte gewinnen können, nervte mich der Fehler noch mehr. Immerhin wusste ich jetzt, dass das Tempo sehr gut war, was mich für die Langdistanz zusätzlich motivierte.
Am Start der Langdistanz fühlte ich mich gut, obwohl ich mit der Quali und einer 46-minütigen Mitteldistanz bereits zwei Wettkämpfe in den Beinen hatte. Ich fand schnell einen guten Rhythmus. Postenraumfehler machte ich keine und bei den Routenwahlen hatte ich zwar nicht die Gewissheit, dass sie schnell waren, jedoch meistens ein gutes Gefühl bei dem, was ich machte. Einige Routen schienen mir auch offensichtlich, sogenannte "Nobrainer", wie die jungen im Herrenkader sagen würden. Gegen den Schluss sah ich den einen oder anderen vor mir gestarteten Läufer, was meine Hoffnung auf eine Topplatzierung steigern liess. Dank der schnellsten Zeit aller Teilnehmer im letzten Renndrittel stellte ich eine neue Bestzeit auf. Einzig Kasper Fosser war noch schneller und so gewann ich in meiner 7. EM-Langdistanz die 6. Medaille. Für mich war das ein grosser Erfolg und ich genoss den Moment sehr, denn seit der WM 2019 stand ich bei keinen Titelkämpfen mehr auf dem Einzelpodest.
Zum Abschluss lief ich bei der Staffel die erste Strecke für das Team Schweiz 1 mit Fabian Aebersold und Joey Hadorn. Obwohl ich die Müdigkeit der Langdistanz noch spürte, konnte ich mich nochmals zusammennehmen, eine gute Startstrecke hinlegen und in der Spitzengruppe übergeben. Nach engagierten Einsätzen meiner Teamkollegen liefen wir am Schluss als drittes Team ins Ziel und gewannen die Bronzemedaille. Somit ging für mich eine grossartige EM zu Ende. Vielen Dank an alle, die mich auf dem Weg zu diesen Erfolgen unterstützt und an mich geglaubt haben!
Als nächstes gehe ich ins Trainingslager nach Finnland, wo mit dem Weltcupfinale vom 26. bis 29. September die letzten wichtigen Läufe des Jahres anstehen. Danach nehme ich es etwas gemütlicher und reise mit der Familie nach Süditalien. Dort nehmen wir am 5 days Gargano teil - der ideale Anlass, um coolen OL und Sonne, Meer und italienisches Ambiente zu geniessen :-)