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3x WM-Silber in Italien
Auf der Langdistanz lief ich ein stabiles Rennen, ohne grosse Schwierigkeiten. Einzig zu den Posten 1, 4 und 28 verlor ich mehr als 30 Sekunden. Der kleine Bogen zum ersten Posten war ärgerlich, zum 4. Posten verlor ich einige Sekunden wegen einer nicht ganz optimalen Route und zum 28. Posten verlor ich physisch viel Zeit, da ich gegen Ende sehr müde wurde. Allgemein hatte ich während dieser Langdistanz selten ein gutes Laufgefühl, es fühlte sich schwerfällig an und ich musste kämpfen. Umso schöner war es im Ziel mit einer Silbermedaille belohnt zu werden. Der Rückstand von 87 Sekunden auf einen souverän laufenden Gueorgiou kam primär wegen der suboptimalen Startphase sowie dem physischen Unterschied auf der Schlussschlaufe zu Stande.
Nachdem ich bereits zwei Silbermedaillen im Sack hatte, ging mir vor der Mitteldistanz die noch fehlende Goldmedaille einige Male durch den Kopf. Doch leider war ich am Ende weit davon entfernt, weil ich viel zu ungeduldig und offensiv ans Werk ging. Die Startphase war gut, doch dann kam der überraschende Geländewechsel in den grünen und ruppigen Hang. Dort verhaute ich jeden der 5 Posten und büsste 4 Minuten ein. Der gröbste Fehler war, als ich auf dem Weg zum 5. Posten einen anderen Posten (der Frauenbahn) sah und dachte es sei mein 9. Posten. Als ich dann meinen 8. Posten gestempelt hatte, lief ich einfach zu diesem vermeintlichen 9. Posten. Erst beim Weglaufen realisierte ich den Fehler und kehrte nochmals um, um den richtigen 9. Posten zu stempeln. Der 11. Rang war dann angesichts meiner katastrophalen Leistung noch human.
Nach der missglückten Mitteldistanz war ich richtig heiss auf die Staffel, denn ich wusste wir hatten ein starkes Team und physisch fühlte ich mich noch topfit. Fäbu machte eine tolle Vorarbeit und schickte mich in einer 3er-Spitzengruppe in den Wald. Mir lief es gut und ich konnte meine direkten Konkurrenten von Beginn weg unter Druck setzten. So fiel zuerst der Schwede hinten ab, dann auch der Franzose und ich konnte einen 50-sekündigen Vorsprung in die Wechselzone bringen. Matthias Kyburz hatte es auf der Schlussstrecke mit starken Konkurrenten zu tun und wurde von Frankreich (Gueorgiou) und Schweden (Bergmann) eingeholt. Der Schwede lief leider zu stark und brachte sein Team souverän zu WM-Gold. Matthias zeigte ebenfalls seine Stärke und distanzierte Gueorgiou noch auf den letzten Metern. Nach drei 4. Rängen in Folge freuten wir uns sehr über diese Staffelmedaille!
Meine WM-Bilanz fällt mit drei Silbermedaillen sehr positiv aus. Ein Wermutstropfen bleibt die knapp verpasste Goldmedaille, das wäre die Krönung einer sehr guten WM gewesen. Nicht zufrieden sein kann ich mit der Mitteldistanz. Einerseits war es das schlechteste Resultat des Schweizer Herrenteams bei dieser WM und anderseits musste ich das zweite Mal in meiner Karriere ein Resultat ausserhalb der Top 10 hinnehmen. Erfreulich hingegen ist die Medaillenausbeute von 49% (16 Medaillen aus 33 Rennen).
Die WM in Italien wird mir bestimmt in guter Erinnerung bleiben und ich möchte mich bei allen bedanken, die zum guten Gelingen beigetragen haben: Dem ganzen Schweizer Team für die tadellose Organisation und die gute Stimmung, Freundin Annette und Trainer Kilian Imhof für die Betreuung durchs ganze Jahr, allen meinen Sponsoren die mir jeweils eine profesionelle WM-Vorbereitung ermöglichen und natürlich allen Fans zu Hause und vor Ort! Der Lärmpegel in den Zielarenen war immer am höchsten wenn ein Schweizer einlief und das motiviert enorm. Nur schon das Bewusstsein, dass das nächstes Jahr in Schottland wieder so sein wird und eine ganze OL-Nation hinter uns stehen wird (und gute Resultate erwartet), wird mich im nächsten Wintertraining zusätzlich antreiben!
Ganz besonders hat es Martin und mich gefreut, dass vom Fanclub Hubmann rund 40 Leute live vor Ort dabei waren! Einen Bericht mit Fotos gibt es auf der Fanclub-Homepage.